Erinnerungsorte

Erinnerungsorte

Das Kempten-Museum


im Zumsteinhaus:


Das Zumsteinhaus ist ein bürgerliches Palais, das 1802 von der aus Savoyen stammenden Kaufmannsfamilie Zumstein de la Pierre erbaut wurde. Es diente als Wohn- und Geschäftshaus der Gebrüder Zumstein, die mit Textilien handelten.


In diesem Haus in zentraler Lage wurde im Dezember 2019 das Kempten-Museum eröffnet. Das Konzept entstand im Dialog mit den Bürger*innen seit 2016 im Rahmen des Beteiligungsprojekts "Stadtexpedition".


Die Ausstellung mit ihren Themenräumen und das Haus stehen im Zentrum des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der Stadt und wirken identitätsstiftend. Die Veranstaltungsreihe "Bewegter Donnerstag" initiiert wichtige Diskurse in der Stadtgesellschaft.


Die Ausstellung "Vergessene Soproner - Gesichter, Schicksale, Opfer"


in der mittelalterlichen Neuen Synagoge in Sopron


Etwa zweitausend Soproner Bürger*innen jüdischer Abstammung wurden in Auschwitz ermordet. Am 29. Juni 1944 fuhr der Deportationszug mit etwa dreitausend Menschen (etwa tausend stammten aus der Region) vom Südbahnhof der Stadt ab. Es gab kaum Überlebende. 70 Jahre später wurde in der Innenstadt unserer ungarischen Partnerstadt eine Ausstellung eröffnet, die sehr stark auf das Engagement von Dr. Sándor Tárkányi zurückzuführen ist. Zwischen der Alten und Neuen Synagoge gespannte Bilder erinnerten an die ermordeten Kinder, Frauen und Männer. In dem Gebetssaal der Neuen Synagoge stellen 42 Tafeln das vielseitige jüdische Leben in der Stadt vor der Shoa dar. Man bekommt mehr als zweihundert Fotos und etliche Dokumente zu sehen, die von 35 Familien und 17 Einzelpersonen erzählen. In der ergänzenden Ausstellung in der Alten Synagoge stellte man das Wirken prominenter Juden, die aus Sopron stammen, dar. Zu ihnen gehören Dr. Miksa Pollack (Oberrabbiner und Historiker), Károly Pap (Schriftsteller), Jenő Kolb (Kunsthistoriker und Museumsdirektor), Oszkár Füredi (Architekt) und Dr. Endre Csatkai (Museumsdirektor). Die Hauptausstellung kann auch heute besichtigt werden.


Gedenkstein auf dem Obermarkt in Bad Dürkheim


Der Stadtrat Bad Dürkheim hatte im Jahr 2009 einen Arbeitskreis einberufen, um eine Form des angemessenen Gedenkens an die ehemaligen jüdischen Bürgerinnen und Bürger der Stadt zu schaffen. „Wir wollen diesen Menschen, die aus der Stadt deportiert wurden und zu Tode kamen, ihren Namen und ihre Persönlichkeit wiedergeben“, so der damalige Bürgermeister Wolfgang Lutz. „Wir wollen sie wieder heimholen in die Stadt, in der sie lebten, deren Bürger sie waren, wo sie sich gesellschaftlich engagierten, wo sie zu Hause waren.“


Der Obermarkt eignet sich in besonderer Weise als Ort des Gedenkens: Zum einen, weil rund um diesen Platz viele der früheren jüdischen Bürgerinnen und Bürger gelebt haben und zum anderen, weil das Unheil des Nationalsozialismus auch von hier aus seinen Lauf genommen hat. In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Synagoge in Bad Dürkheim von braunen Schergen geplündert und angezündet. Die Torarollen und andere Einrichtungsgegenstände sind dabei auf den jüdischen Bestattungswagen geworfen und anschließend mit ihm zusammen auf dem Obermarkt verbrannt worden.


Was mit der Erniedrigung auf diesem Platz begonnen hatte, endete in grausamer Weise mit der Ermordung der 77 Menschen, deren Namen auf dem Denkmal festhalten werden. Die Verbrechen der Nationalsozialisten begannen im Kopf, in der ideologischen Erniedrigung ihrer Opfer. In den Konzentrationslagern wollten die Nationalsozialisten die Häftlinge bewusst entwürdigen, indem sie ihnen die Namen entzogen und sie auf Nummern, die ihnen auf die Arme tätowiert wurden, reduzierten. Mit dem Verlust ihrer Namen sollten die Häftlinge ihre Persönlichkeit und Identität verlieren – sogar über den Tod hinaus! Der Name aber ist in allen Kulturen, besonders in der jüdisch-christlichen Kultur, mit der Persönlichkeit und der Würde jedes einzelnen Menschen verbunden.


Die Botschaft, die von diesem Mahnmal ausgeht, hat Manfred Ehrlich, der frühere Geschäftsführer der jüdischen Kultusgemeinde so formuliert: „Sagen wir den jungen Menschen, ihr seid nicht schuld, aber ihr müsst die Verantwortung dafür übernehmen, dass so etwas nie wieder geschehen wird.“


Bildhauer Mathias Nikolaus beschrieb den Auftrag der Gestaltung eines Gedenksteins als große Herausforderung und erläuterte sein Objekt: „Mein neues Werk zeigt ein gerettetes Fundstück, zwar gebrochen, geteilt, aber wieder zusammengefügt und neu aufgebaut. Man kann die Spuren der Gewalt noch erkennen. Auch sehen wir links Bearbeitungsmerkmale, die auf ihre ursprüngliche Verwendung als Bauwerksstein hinweisen. Das Herz des Objektes stellt die in Bronze gegossene Tafel dar. Auf der Vorderseite die Menora und rechts davon nach hebräischer Zeitrechnung die heutige Jahreszahl: 5770. Auf der Rückseite die Namen der Gedemütigten. In seiner Gesamtheit ein Mahnmal gegen das Vergessen!"

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