Konzil von Trient

Das Konzil von Trient (1545-1563)

Das Konzil von Trient (1545-47, 1551-52, 1562-63), das mehrmals unterbrochen wurde, war das erste Konzil der Neuzeit und bis zum Ersten Vatikanum (1869-70) auch das einzige. Seine Ergebnisse bestimmten das Leben der römisch-katholischen Kirche vier Jahrhunderte lang. Die Erinnerung an das Konzil prägt das katholische Leben und das katholische Selbstverständnis bis heute. Trient ermöglichte die Ankunft der Kirche in der Neuzeit.


Die Bischofsstadt Trient hatte damals sechstausend Einwohner und war mehrheitlich italienischsprachig. Die Römische Kurie wollte für das Konzil einen Standort südlich der Alpen und die deutschen Reichsstände wollten einen "in deutschen Landen". Der Kaiser erhoffte vom Konzil, dass es die Spaltung der Christenheit aufhalten könnte, deswegen war es wichtig, einen Standort zu wählen, den auch die Protestanten akzeptierten. Trient war geeignet, weil die Stadt zum Reich gehörte. Das Konzil fand größtenteils in der Kirche Santa Maria Maggiore statt (s. Bild). 1551 kamen tatsächlich Vertreter protestantischen Reichsstände nach Trient, aber die Meinungsverschiedenheiten waren zu groß. Im Augsburger Religionsfrieden von 1555 wurde die religiöse Spaltung auf Reichsebene praktisch besiegelt, indem man den Fürsten das Recht zur Religionsbestimmung ihrer Untertanen zuerkannte. Für die Wiederherstellung der Einheit war es also zu spät.


Papst Paul III. rief das Konzil, das einerseits eine päpstliche Synode, andererseits ein bischöfliches Kirchenparlament ist, bereits 1536 nach Padua und 1540 und 1541 nach Trient ein, aber die Bischöfe sind einfach nicht gekommen. Bei der feierlichen Eröffnung am dritten Adventssonntag 1545 waren nur 31 Konzilväter (4 Erzbischöfe, 21 Bischöfe, 5 Ordensgeneräle) dabei.


Das Konzil wurde am 4. Dezember 1563 feierlich beendet. Dass es nicht scheiterte, ist größtenteils Kardinal Morone zu verdanken, der kurz vor dem Ende im Frühjahr 1563 zum Präsidenten des Konzils ernannt wurde. Am Ende stand ein 421 Artikel umfassendes Reformwerk, das 25 Erzbischöfe, 169 Bischöfe, 7 Äbte und 7 Ordensgeneräle unterschrieben haben. Das geltende Kirchenrecht wurde in etwa 250 Punkten geändert.


Der letzte Konzilpapst Pius IV. wollte die Akten des Konzils vollständig publizieren, doch er starb. Es dauerte drei Jahrhunderte, bis 1883 Papst Leo XIII. die Quellen freigegeben hat. Sie wurden zwischen 1901 und 2001 in vielen Bänden veröffentlicht.


Das Konzil verabschiedete kein umfassendes, aber ein umfangreiches Reformprogramm. Die Diskussion in vielen Fragen wurde bewusst offen gelassen. Entscheidend war nicht nur, den Kampf gegen die Reformation aufzunehmen, sondern auch die katholische Kirche zu reformieren. Hier hat das Konzil einige Maßstäbe gesetzt. Als wichtigste Erneuerung gilt: Die ganze Kirche wurde auf die Seelsorge ausgerichtet. Dementsprechend hat man die Aufgabe der Priester definiert: Sie sollen im Dienste der Gläubigen das Evangelium verkünden und die Sakramente spenden. Die Kirche sei nicht für sich selbst da. Deshalb wurden Bischöfe und Priester zur Predigt und zum Wohnsitz unter den ihnen anvertrauten Gläubigen ermahnt. Um die Umsetzung der Beschlüsse zu kontrollieren, hat man die Bischöfe verpflichtet, regelmäßig Pastoralvisiten in der Diözese durchzuführen.


Das Konzil verpflichtete außerdem die Bischöfe, Seminare einzurichten, um künftige Seelsorger auszubilden. Die ersten entstanden in Deutschland in Eichstätt (1564), Wien, Fulda und Bamberg. Die neuen diözesanen Priesterseminare wurden oft den Jesuiten anvertraut. Die Ordensgemeinschaften wie Jesuiten, Kapuziner, Theatiner spielten insgesamt eine größere Rolle. Um der offensichtlichen Verwahrlosung und Unbildung des Klerus entgegenzuwirken, stand die Ausbildung eines fähigen und frommen Personals im Mittelpunkt. Pfarrexamina wurden eingeführt. Zur Ausbildung von Geistlichen für die von der Reformation bedrohten Länder wurden römische Kollegien gegründet, als erstes das Collegium Germanicum 1552. Eine neue, gut ausgebildete Klerikergeneration entstand. Man bemühte sich auch darum, dass die Pfarrer regelmäßig Einkünfte erhielten.


Es wurden neue und strenge Auswahlverfahren vor den Bischofsernennungen eingeführt. Die Zielsetzung war, theologisch gebildete Bischöfe zu ernennen, die dem Papst treu blieben.


Dem Geist des Konzils entsprach die Auffassung, dass das Wort der Heiligen Schrift und das Wort der kirchlichen Autorität sich ergänzen. In diesem Sinne entwarf man in Rom erstmalig in der Kirchengeschichte katechetische und liturgische Bücher für die Gesamtkirche. Das Glaubensbekenntnis wurde 1564 gemäß der tridentinischen Normen neu formuliert. Die "Tridentinische Messe" hat nach dem Konzil eine Kardinalkommission ausgearbeitet und dieser Ritus wurde 1570 als einzig erlaubte Feierform der Messe in der römisch-katholischen Kirche festgeschrieben.


Die Macht der Päpste nahm nach dem Konzil zu. "Aus den viel gescholtenen 'Antichristen' auf dem Stuhle Petri wurden dank des Konzils die obersten Pastoren für die ganze Kirche, die glorreichen Erneuerer der alten christlichen Religion." (Günther Wassilowsky) Da die Konzildokumente unter Verschluss blieben, gelang es dem Papst, die Interpretationshoheit über die Dekrete des Konzils zu gewinnen. Auch die Umsetzung der Konzilbeschlüsse wurde zentralistisch aus Rom gesteuert.


Das steigende Prestige des Papstes führte zu einer neuen Wertschätzung der Stadt Rom als heilige Stadt. Unter dem Einfluss der Jesuiten wurde Rom zu einem bedeutenden geistigen Zentrum.


Es kam zum massiven Ausbau des administrativen Herrschaftsapparates der päpstlicher Kurie.

1588 erfolgte die Einrichtung von 15 ständigen Kongregationen, in denen Kardinäle mithilfe ihrer Beamten ein klar definiertes Ressort verwalteten. So entstand in Rom eine moderne Verwaltungsstruktur.


Seine Präsenz in der Weltkirche sicherte sich der Papst durch ein flächendeckendes Netz von Nuntiaturen. Nuntien entsandte er zunächst in alle von der Reformation betroffenen Länder, im deutschsprachigen Raum nach Wien, Graz, Köln und Luzern.


Die erneuerte Kirche wollte für die Gläubigen verständlich und lebensnah bleiben. Sie akzeptierte volksfromme Riten und Gebräuche: Die Heiligen- und Mariaverehrung florierte ebenso wie das Wallfahrt- und Prozessionswesen, die Verehrung von Reliquien, Bildern und Heiligen. Auf verinnerlichte und intensivere Frömmigkeit wurde viel Wert gelegt. Auch die Barockkunst ist aus dem Geist des Konzils entstanden. Die Kombination von der Akzeptanz örtlicher Traditionen und vom Ausbau einer kirchlichen Einheitsstruktur sorgte für die Entstehung einer Weltkirche. Sie missionierte im 16. und 17. Jahrhundert auf allen Kontinenten erfolgreich.

 

Die Charakterisierung des Tridentinums als Bollwerk gegen die böse Gegenwart ist ein Produkt des 19. Jahrhunderts. Dieses Bild wurde in unserer Zeit durch den Vergleich mit dem Zweiten Vatikanum verstärkt. Vier Jahrhunderte nach Trient war "ein Sprung vorwärts" tatsächlich wieder notwendig, wie Papst Johannes XXIII. in seiner Eröffnungsrede betonte.


Die in Trient beschlossenen Reformschritte konnten die Spaltung der abendländischen Christenheit nicht mehr verhindern, dafür war es bereits zu spät. Aber sie sorgten für eine neue Blüte des Katholizismus im Zeitalter des Barock.

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